Habichtsturz
Nach meinem Bericht an Wolfstern hielt ich nach Ginsterpfote Ausschau, aber meine Schülerin war nicht im Lager. Ich setzte mich und überlegte, wie wohl der Umzug ablaufen könnte, wenn unser Clan an den See zog. Sicher würde das nicht einfach werden.
Und dann dachte ich an den Streit, der unsere Miassion am See fast hätte scheitern lassen. Was sollte man da bloß machen können...
Es hatte genug Anlass für diese Streiterei gegeben und es war kein Wunder, dass es ordentlich gekracht hatte.
Aber langsam zeichnete sich vor mir etwas ab. Etwas, dass mir mindestens genauso viele Sorgen bereitete, wie Dämmerpfotes Aufmüpfigkeit und Streitlust.
Löwenfell war unglaublich stolz. Und zwar auf sich selber. Bisher war mir das nie so klar geworden, aber allmälich bemerkte ich an meinem Freund doch so etwas wie ein Gewisses Maß an Hochmütigkeit. Ich hatte das Gefühl, dass ihm sein Ruhm, den er durch seine Heldentaten erlangt hatte, ganz schön zu Kopf stieg. Irgendwie fürchtete ich, dass gerade das ihm irgendwann mal wirklich schaden würde.
Oder tat es das schon? Na sicher.
Er war nicht mehr so locker und bei immer mehr Gelegenheiten merkte man ihm entweder eine unglaubliche Kühle doer sehr deutliche Hitizgkeit an, die ich von ihm bisher kaum kannte. Und dabei ging es ihm, in fast allen Fällen, nicht mehr um den Clan, sondern nur noch um seine Familie oder einfach nur um sein Ehrgefühl. Ein weiterer Punkt der mir Sorgen machte. Mir war heute wieder deutlich aufgefallen, dass Löwenfell der Clan dem er diente und für den er lebte, doch irgendwie ganz schön egal geworden war. Er hätte uns heute, wie auch schon damals auf unserer gemeinsamen Reise, fast im Stich gelassen, wo wir ihn am meisten gebraucht hatten und dann war er nur mehr oder weniger gezwungener Maßen doch mitgekommen. Mir wurde langsam klar, dass Löwenfell das verloren hatte, was ich an ihm ursprünglich so bewundert hatte. Seine Treue und Loyalität zum Clan. Diese waren anscheinend der Liebe für seine Familie gewichen. Und einem ziemlich hohen Maß an Verbitterung, dadurch, dass er Flammengeist verloren hatte. Das war heute nur all zu deutlich geworden. Auch weil er anscheinend Wolfstern nicht ein Wort vom Erfolg unserer Mission gesagt hatte, sondern scheinbar sofort in die Kinderstube gegangen war. - Ich war froh, dass ich auch hergekommen war. Aber letztlich... schienen Löwenfell und ich die Rollen getauscht zu haben. Den Anfangs war ich derjenige, der nur Augen für seine Familie hatte; das hieß für Schattenschwinge. Der Clan war mir relativ gleichgültg gewesen, aber das hatte sich mit der Zeit geändert.
Ich würde wohl mal mit ihm darüber reden müssen... Oder doch besser direkt mit Wolfstern? Ich war mir nicht sicher, ob meine Worte überhaupt irgendwas bewirkten. Weder Dämmerpfote, noch Löwenfell hatten trotz meiner guten Zurede, ihren Zwist beigelegt und lieber weiter gestritten, statt zum Wohl unseres Clans zusammen zu halten.
Und nur weil Löwenfell schließlich einen Alleingang machte und wir ihm zur Hilfe kamen, haben wir es dann doch irgendwie geschafft...
Wenn das nochmal vorkommen würde... dann würde ich die beiden eben auf andere Weise zur Zusammenarbeit bewegen müssen. Und wenn ich sie mit Gewalt dazu bringen musste.
Wieder einmal merkte ich, wie hoffnungslos verrannt sich alle hatten. Und wer litt darunter?
Der Clan. Sie selbst. Unser Umfeld. Meine Familie. Löwenfell. Ich.
Wir alle....

Ich schaute schließlich auf und blickte Richtung Kinderstube. Wenn Löwenfell jemals wieder da raus kam, würde ich ihn vermutlich nicht wiedererkennen. Jedenfalls nicht als den, den ich bisher in ihm gesehen hatte.
Mit gewissem Ärger biss ich meine Kiefer aufeinander und hoffte, dass mich irgendwas wieder auf angenehmere Gedanken bringen würde.

Habichtsturz
Als mich eine Weile niemand angeredet hatte, erhob ich mich und lief zur Kinderstube. Ich wollte mit Löwenfell reden und so vielleicht meine Seele wieder etwas von ihren Sorgen lösen, doch ich zögerte vor dem Eintreten undich blieb kurz vor dem Eingang sitzen.
Sollte Löwenfell doch herauskommen...

Narbennase
Erwartungsvoll sah ich Wolfstern an. Will sie mir nicht erzählen was passierte ist und wo wir jetzt hingehen? Ich seufzte und fragte mich was Eisblatt gerade machte. Das muss ich ihr auch noch erzählen...

Löwenfell Ankunft
Löwenfell
"Weiß jemand, wann wir aufbrechen?", fragte ich durchs Lager, als ich die Kinderstube verlassen hatten. Vielleicht würden wir ja heute schon aufbrechen. Habichtsturz war schon hier, von Blutpfote und Dämmerpfote fehlte aber jede Spur... Ich ahnte, was die beiden jetzt gerade machten. Bei dem Gedanken wurde mir schlecht.

Habichtsturz
"Nein, Wolfstern hat bisher nichts Genaues gesagt", antwortete ich kühl. "Aber das liegt sicher auch daran, dass sie erst seit meiner Ankunft davon weiß, dass wir am See leben können..."

Habichtsturz
Als ich weitersprach schaute ich Löwenfell nicht an und starte ins Leere. Er sollte ruhig wissen, dass mir etwas missfiel: "Wir können überhaupt vom Glück reden, dass unsere Mission nicht gescheitert ist. Dieses ganze Gezanke, dass ihr veranstaltet habt, hätte fast dazu geführt, dass wir versagt hätten. Und das lag nicht alleine an Dämmerpfote."

Löwenfell
"Was habe ich denn falsch gemacht? Ich habe doch Kralle getötet und die Streuner dadurch in die Flucht geschlagen. Und ich sage es dir noch einmal: Ohne Vertrauen in den anderen, hat es keinen Sinn, weiterzumachen. Und Dämmerpfote hasst mich und den SternenClan. Also führe ich keine Mission mit dieser Katze aus. Nenn mir doch mal ein Clanmitglied, das mich hasst! Es gibt nur Dämmerpfote!", antwortete ich genervt und sah ihm enttäuscht in die Augen. Er war von seiner Tochter sowieso schon abhängig. Ich war in seinen Augen eh der Hauptschuldige. Er handelte nicht gerecht. Er sollte Dämmerpfote Respekt beibringen, wenn er in seiner Rolle als Vater nicht völlig versagen wollte. Aber das hatte er ja schon, denn mit Pantherpfote und Nusspfote hatte er nicht einmal 3 Sätze geredet...

Habichtsturz
Ich bemerkte, dass Löwenfell auch an mir zweifelte und vermutlich nicht ohne Grund, aber das Gleiche galt auch für mich über ihn.
Ich erwiederte schließlich seinen Blick und sagte: "Hör mal... Was meine Familie angeht, habe ich versagt und daran werde ich vermutlich nichts mehr ändern können. Ich habe meinen Jungen nie genug Aufmerksamkeit schenken können und wenn ich es doch konnte, habe ich dadurch doch nichts erreicht. Blutpfote und Dämmerpfote gehen ihren ganz eigenen Weg und mit Pantherpfote und Nusspfote habe ich praktisch gar keine Bindung mehr, weil ich mich viel zu selten um sie gekümmert habe.
Aber du bist auch nicht besser. Deine Schwäche sind dein unglaublicher Stolz und dein Ehrgefühl. Allmälich merkt man dir an, dass dir dein Ruhm und dein Gefühl ein Held zu sein, zu Kopf steigen. Und wegen diesem Stolz hättest du uns und damit den ganzen Clan, heute fast im Stich gelassen. Und so wie es aussieht ist dir deine Familie ja inzwischen auch wichitger, als das Schicksal anderer. Sonst hättest du sicher nicht erst sie aufgesucht, statt Bericht zu erstatten. Also sag schon, wem gilt deine Treue eigentlich?"

Habichtsturz
Dem fügte ich schnell hinzu: "Ich meine das nicht böse. Sondern möchte dir nur zeigen, dass auch du auf Abwege geraten kannst, mein Freund."

Löwenfell
"Nenn mir doch mal eine Katze außer dir, die bemerkt hat, dass zwei meiner Jungen tot sind. Nicht einmal Wolfstern hat es bemerkt, obwohl sie in der Kinderstube war. Dieser Clan hat keinen Zusammenhalt mehr. Hier schaut doch jeder nur auf seinen eigenen Vorteil. Zumindest sehe ich das so. Wolfstern hat Gefallen daran, mir scheinbar unlösbare Aufgaben zu geben. Dämmerpfote will jeden herumkommandieren und Blutpfote ist von ihr abhängig. Er steht nicht zu seiner Liebe zu Ginsterpfote. Und für mich ist Löwenherz das wichtigste, gleich danach meine Familie. Gib es zu, Habichtsturz. Du würdest mich sogar töten, wenn du dadurch Schattenschwinge lieber lebendig haben würdest. Du kannst mir nicht widersprechen. Nenn mir eine Sache, die ich jetzt falsch interpretiert habe."

Habichtsturz
Ich schnaubte und fuhr kurz die Krallen aus, als ich Löwenfells letzte Worte hörte. Schließlich sagte ich: "Gut. Ich verstehe. Ich habe wirklich genug gehört. Lass uns zu Wolfstern gehen und ihr sagen, dass wir den BlitzClan auflösen können. Wenn es hier keinen Zusammenhalt mehr gibt, dann brauchen wir auch nicht mehr zusammen leben! Oder sehe ich das jetzt falsch?"

Löwenfell
Ich hielt mich in Abstand zu Habichtsturz und fuhr meine Krallen nicht aus. Dennoch spannte ich meine Muskeln an und knurrte: "Gehen wir zu Wolfstern. Ich persönlich würde lieber mit meiner Familie alleine leben, als mich von deiner dreisten Tochter beschimpfen zu lassen. Vorher hat Sternensturm aus der Kinderstube gerufen, dass sie Hunger hat, aber Goldjunges nicht alleine lassen will. Niemand hat ihr geholfen! Nennst du DAS fair? Und Gerechtigkeit gibt es hier sowieso nicht mehr. Schwarzfell trifft sich einfach mit Orchideenblatt, zeugt auch noch Junge und wird nicht einmal dafür bestraft. Wenn du das in Ordnung findest, kann ichdir auch nicht helfen."

Habichtsturz
"..." Lange schwieg ich darauf, dann aber sagte ich resigniert: "Ok... Mach' was du möchtest... Wozu mache ich mir überhaupt die Mühe? Ich kann ja doch rein gar nichts bewirken." Ich erhob mich und hatte innerlich schon damit abgefunden, dass sich unser Clan zerstreuen würde. Grade jetzt, wo ich mich hier wirklich heimisch zu fühlen begann.
"Warum muss alles nur so falsch verlaufen?" Seufzte ich und hatte das Gefühl, dass mein Lebenswille zu schwinden begann. Warum tat ich mir auch bloß noch iese Tortur an, wenn doch beim SternenClan meine Geliebte auf mich wartete?

Löwenfell
Ihm fiel kein Argument mehr ein. Um noch eins draufzusetzen, miaute ich noch: "Wolfstern mag zwar behaupten, dass wir den allergrößten Clan haben, aber die Stimmung hier ist wirklich schrecklich! Und daran sind nicht nur zwei oder drei Katzen schuld. Jeder von uns ist schuld. Angefangen von Dämmerpfotes großem Maul, fortgesetzt über Narbennases Naivität, meinem Stolz, einer der mächtigsten Krieger des Waldes zu sein und Wolfsterns ungerechten Entscheidungen. Jeder trägt dazu bei, dass wir uns auseinanderleben. Niemand hilft Sternensturm, einer Königin, niemand gibt sich die Zunge und niemand unterhält sich hier in letzter Zeit normal. Wenn du mir schon die Selbstüberschätzung vorwirfst, solltest du gleich jeden hier kritisieren und dich selbst hinterfragen. Du hast recht mit deinen Worten, ich bin vielleicht etwas zu arrogant in letzter Zeit. Aber ich finde es einfach nur unfair, dass du mich auf diese Fehler ansprichst, aber vor Wolfstern den Schwanz einziehst. Sie hat auch nicht gerade klug gehandelt in letzter Zeit. Aber das kann man von niemanden hier behaupten."