Habichtsturz
"Gepardenschweif, du hast keine Chance überhaupt an ihn heran zu kommen", ziwschte ich tottraurig, denn ich musste tatenlos mitansehen, wie mein bester Freund weggeschleppt wurde. Doch... Konnte ich wirklich so tatenlos mit zusehen? Nein! Ich musste einfach hinterher! Das war ich meinem Freund schuldig. Also fasste ich neuen Mut und miaute: "Gepardenschweif, dein Vater und ich sind beste Freunde. Ich werde ihm nachspüren. Das muss ich einfach tun. Ich sehe, dass du das auch möchstest, aber... Wenn wir jetzt beide gehen, wird niemand wissen, was hier passiert ist, bloß das wir weg sind. Darum bitte ich dich, geh zu Blutnacht und Ginsterseele zurück und schildere ihnen die Lage. Sie sollen augenblicklich ins Lager zurückkehren und Narbenstern informieren. Und sie sollen ihm sagen, dass er und auch niemand anderes uns folgen oder suchen soll. Entweder wir kommen zurück oder nicht. Eine andere Möglichkeit gibt es nicht. Auf keinen Fall möchte ich, dass sich noch mehr Katzen in Gefahr bringen. Wenn du ihnen das gesagt hast, folgst du meiner Spur, aber wenn du sie verlierst oder du feststellst, dass man mich auch gefangen hat, kehrst du augenblicklich zum Clan zurück! Und noch etwas: Sollte sich unsere Suche als erfolglos ergeben, dann werde zumindest ich die Hoffnung nicht Aufgeben. Ich werde wie Feuerstern einst auf Graustreif gewartet hat, auf meinen Freund warten. Ganz egal wie lange das dauern mag."
Anschließend nahm ich die Verfolgung auf und spurtete hinter den Zweibeinern her.

Ich rannte quer durch unser Territorium und folgte dem Geruch der Zweibeiner, die meinen Freund entführt hatten. Ich folgte ihnen bis zum Eingang des Zweibeinerortes und wollte diesen grade betreten, um mich dort nach Löwenfell umzusehen, als mir ein großer Hund den Weg versperrte. Sein Blick und sein Gebell sagten mir direkt, dass ich nicht willkommen war. Er bleckte die hässlichen gelblichen Zähne und versuchte mich zu packen, doch geistesgegenwärtig war ich zurückgesprungen und war davongerannt, doch zu meinem Entsetzen war gerade das fatal gewesen. Ich hatte nicht genau auf mein Umfeld geachtet, als mir dieser Feind entgegentrat und war blindlings in eine Sackgasse gelaufen. Vor mir erhob sich ein hoher Maschendrahtzaun und hinter mir näherte sich schon der mordlüsternde Köter, der es auf mich abgesehen hatte. Ich fuhr herum und fauchte wütend. Ich fuhr meine scharfen Krallen aus und stellte mich dem Feind und hieb diesem, als er mit seinen tötlichen Kiefern nach mir schnappte, mit aller Kraft durch sein Gesicht, nachdem ich so grade eben ausgewichen war.
"Du wirst mich nicht davon abhalten, meinen Freund wiederzufinden!", brüllte ich und fuhr mit meinen blitzschnellen Angriffen fort, immer dann wenn mein Gegner es zuließ. Dieser war jedoch alles andere als ein schwacher oder gar ungeübter Kämpfer. Mir erschien es, als würde er zunächst bloß nur meine Fähigkeiten austesten, um dann später darauf reagieren zu können. Dafür steckte er wohl teils sogar absichtlich einige Attacken ein. Jedenfalls schien dieser Hund jeden meiner Züge schnell zu erfassen und reagierte dementsprechend. Keiner seiner Angriffe erfolgte zweimal auf die gleiche Weise und langsam wurde mir klar, dass ich diesen Kampf nicht gewinnen könnte, wenn ich mir nicht etwas einfallen ließ...

Habichtsturz
Heiliger SternenClan! Dieser Köter bringt mich um! Ich weiß es einfa-
"AHHHRRGGGHH!!!!"
Ich schrie laut auf, als sich die Fänge des großen Hundes in meinen Rücken bohrten und ich stellte mich innerlich auf meinen Tod ein.
Plötzlich aber ließ die Bestie, die problemlos im Stande war, mir mein Rückgrat zu brechen, von mir ab und ließ mich einfach fallen. Blutverschmiert und halbtot blieb ich zurück und versuchte zunächst gar nicht aufzustehen. Das hatte doch ohnehin keinen Sinn...
Dann aber fiel mir wieder ein, dass ich doch schon weit Schlimmeres erlebt und auch überlebt hatte. Ich hatte im Dunklen Wald gekämpft, hatte es schon ganz alleine mit einem ganzen Clan aufgenommen und hatte Feinde bekämpft, die weit scheußlicher waren, als ein Hund. Da würde ich mich doch jetzt nicht von irgendeiner dahergelaufenen Töle, die vielleicht noch so groß gewesen war, umbringen lassen! Nein! Das lag nun wirklich unter meiner Würde! Ich erhob mich also unter größten Schmerzen und schleppte mich am Zaun entlang, bis in eine kleine Seitengasse, wo ich mich etwas "sicherer" fühlte.
Und doch...
War es nicht egal wo ich war? Wenn mich meine Kräfte verließen und ich fiel, würde ich aller Wahrscheinlichkeit nach, sowieso nie wieder aufstehen. Die Erschöpfung durch den Blutverlust und den Kampf würde mir den Rest geben... Und wenn das nicht der Fall war, so würde sicher irgendeine andere Kreatur meiner nicht zu übersehenden Blutspur folgen, mich finden und dann töten...
Müde... Ich bin müde... Dachte ich, als ich dicht neben einiger silberner Mülltonnen zu Boden fiel. Ich schloss die Augen und erwartete mein jämmerliches Ende, dass mich, fern der Heimat, allein und ohne meine Freunde und Familie, von aller Welt verlassen, wie es schien, ereilen würde...

Ginsterseele
Ich wachte auf neben mir lag Blutnacht. Als ich mich umsah war keiner da. Ich stupste ihn nervös an. "Blutnacht.. wo wo ist mein Bruder?" miaute ich. Er war doch noch gerade hier... !

Löwenfell
Plötzlich stellten die Zweibeiner meinen Käfig ab und verschwanden in einem Bau aus Holz. Ich war nun ganz alleine genau an der Grenze zu unserem Territorium und zum Zweibeinerort. Mir wurde klar, dass ich gefangen war und den Käfig nicht aufbrachte. "Wenn ich nicht bald hier rauskomme, werden die mich wahrscheinlich töten oder zu einem Hauskätzchen machen...", murmelte ich und legte mich hin. Langsam begann ich mich mit diesem Schicksal abzufinden. Aber ich war ja nicht ganz alleine. Löwenherz machte das ja auch durch. "Du hättest mir in diesem Trau ruhig sagen können, dass mich Zweibeiner mit ihren Hunden angreifen!", knurrte ich. "Glaubst du ich habe das gewusst? Nicht einmal der SternenClan weiß das!", erwiderte mein Freund. "Wie auch immer, mach irgendwas! Der Käfig ist doch eng, mach mich groß, vielleicht sprenge ich ihn dadurch!", bat ich Löwenherz. Doch dieser seufzte: "Dieser Trick funktioniert leider nur, wenn dein körperlicher Zustand ernst genug dafür ist."
Ich fauchte wütend und presste meine Nase gegen das Gitter. Ich malte mir schon aus, wie es sein würde... Sie würden mich vielleicht zum Abschneider bringen und dann zu einem willenlosen Hauskätzchen machen... Und niemand im Clan würde etwas dagegen unternehmen. Außer vielleicht Habichtsturz. Ja, ich war mir sogar sicher, dass er mich suchen würde. Bei Ginsterseele hatte ich die Hoffnung aufgegeben - sie würde nur um ihre Mutter trauern und mich vergessen. Gepardenschweif war durchaus stark, aber es fehlte ihn an der nötigen Raffinesse für eine Befreiungsaktion! Und Blutnacht? Der war dabei, eine neue Familie zu gründen. Er würde sicherlich nicht nach mir suchen.
Schließlich sah ich in mein Territorium und betete noch einmal zum SternenClan...

Blutnacht
Ich setzte mich auf Ginsterseeles Frage auf und guckte mich um. "Stimmt, er und mein Vater sind verschwunden. Was mag nun wieder passiert sein?" Ich roch, dass sie noch nicht so lange weg waren und, dass auch keine Feinde hier gewesen sein konnten, die sie verjagd haben könnten. Es musste also etwas anderes geschehen sein. Eine gewisse Nervosität machte sich in mir breit.



Habichtsturz
Als ich wieder zu mir kam, spürte ich, dass irgendwer meine Wunden leckte. Ich öffnete vorsichtig die Augen und wollte aufschauen, doch als ich den Kopf heben wollte, fühlte ich einen starken Widerstand. Eine Pfote drückte mich mit sanfter Gewalt an den Boden.
"Bleib liegen!", hörte ich die Stimme einer Kätzin neben mir. "Wenn du dich bewegst jetzt, ist das nicht gut. Auch wenn es mir egal sein sollte, ob du hier drauf gehst. Muro will, dass ich dich am Leben halte, also halt still, damit ich deine Wunde versorgen kann, du dämlicher Fellhaufen!"
"Ich- Was ist los? Wer- Wer bist du?" Miaute ich schwach und sah bloß ein paar schwarzer Pfoten. Doch mehr konnte ich nicht erkennen. Kurz danach hörte ich erneut eine Stimme: "Und Mirna? Wie geht es unserem Selbstmörder?"
"Na wie schon, wenn er sich mit Goliath angelegt hat? Es ist ein Wunder, dass er überhaupt noch am Leben ist, Schwester.

Löwenfell
Schließlich kamen die Zweibeiner zurück. Ich fauchte sie an, doch einer versetzte meinem Käfig einen kräftigen Tritt. Ich überschlug mich zusammen mit dem Gitter mehrere Male und knurrte nur noch böse. Dann rief ich noch einmal ganz laut durch den Wald: "Zweibeiner haben mich gefangen genommen!" Dann trugen sie mich endgültig Richtung Zweibeinerort...
Löwenfell Zweibeinerort

Habichtsturz
"Goliath?", miaute ich und versuchte wieder den Kopf zu heben. Ich wollte einfach wissen, mit wem ich es hier zu tun hatte. doch wieder hielt mich eine Pfote am Boden. "Halt' doch endlich mal still, du dämlicher Fellhaufen! Wie soll ich deine Wunden behandeln, wenn du dich ständig bewegst?", knurrte die Stimme, die ich Mirna zuordnete.
"Hört zu, ich muss meinen Freund finden. Er- *agrh!*" Ein kräftiges Stechen durchzog mich und Mirna miaute: "Upps- Ich wollte dir nicht wehtun. Hehehe..." Was Muro mit einem Kichern kommentierte: "Mirna, lass deinen Sardismus doch jetzt nicht an ihm aus. Das kannst du machen, wenn er wieder fit ist."
"Hey- Was habt ihr vor?", knurrte ich nun etwas ungehalten, als Mirna mir dieses Mal, scheinbar sogar absichtlich wehtat.
"Hehehe... Das wüsstest du wohl gerne... Aber schön, ich lasse das jetzt." Sagte Mirna und kümmerte sich wieder ganz normal um mich. Unterdessen hatte sich Muro vor mich hingelegt, sodass ich auch mal ein Gesicht zu sehen bekam. Muro hatte schwarzes Fell, abgesehen von ihren Pfoten. Ihre Augen waren saphirblau und wirkten sehr kämpferisch. Aber war das verwunderlich? Sie wirkte alles andere wie ein Hauskätzchen. Zumindest trug sie viele Narben, die wohl von Kämpfen stammten. Sie grinnste mich an und fragte mit einem leicht strengen Ton: "Du riechst nicht nach einer Stadtkatze. Lebst du im Wald und wenn ja, was hast du hier verloren?"
"Ich- war auf der Suche nach meinem Freund, den die Zweibeiner entführt haben", antwortete ich, auch wenn ich unsicher war, ob das wirklich klug war. Muro jedenfalls verzog ihr Gesicht, bei meinen Worten. Sie fuhr die Krallen aus und fauchte wütend.
"Zweibeiner! Die glauben auch, dass sie mit uns alles machen können! Tun so als wenn sie dich über alles lieben und dann lassen sie dich irgendwo im Nirgendwo in einer kleinen Kiste zurück und hoffen, dass du verhungerst! Aber Mirna und ich sind stark! Wir haben diese Tortur überlebt und leben nun frei und ohne irgendwelche Bindungen in den Straßen. Sag mir, wie heißt du? Und wie heißt dein Freund? Katzen die von den Zweibeinern traktiert werden, müssen unbedingt zusammenhalten."
"Habichtsturz. So heiße ich." Antwortete ich. "Und mein Freund heißt Löwenfell. Er ist ein goldener Kater und sehr groß. Ich bin sicher, dass du ihn hier leicht wiedererkennen würdest."
"Gut. Dann wird sich Mirna weiter um dich kümmern, Habichtsturz. Und ich schaue mal ob ich deinen Freund finden kann", mitaute Muro entschlossen. Sie stand auf und einen Moment lang glaubte ich ein violettes Halsband zwischen ihrem Fell zu erkennen, an dem irgendwas befestigt war, das ursprünglich nicht dazu gehörte. Ich war aber nicht imstande zu sagen, was es sein mochte. Und letztlich war es auch egal. Ich war einfach nur glücklich, dass mir geholfen wurde. Jedenfalls bis Muro weg war.
Mirna...
Ich hörte wie sie kicherte und dann war ihre Stimme plötzlich dicht neben meinem Ohr. Sie klang kalt und alles andere als freundlich: "Hör mir gut zu, Habichtsturz. Meine Schwester ist fiel zu freundlich zu dir. Und was meine Schwester nicht weiß, macht sie nicht heiß. Also... in der nächsten Zeit gehörst du mir und ich werde sicher viel Spaß damit haben, eine Waldkatze wie dich zu lehren, dass wir Stadtkatzen alles andere als weich sind! Oh ja! Ich weiß ganz genau wie die Clans über uns denken. Ihr haltet uns für weich und für den letzten Abschaum. Das weiß ich ganz genau...
"Das stimmt ni- ARGH!!!" Mirnas Zähne bohrten sich in meinen Nacken und mir wurde klar, dass zumindest sie mir nie hatte wirklich helfen wollen und dass sie das nur getan hatte, weil ihre Schwester es so gewollt hatte.
"Also, Habichtsturz... Sagen wir es einfach so: Meine Familie hatte immer wenig Glück mit ClanKatzen. Ihr habt uns immer nur Ärger gemacht. Einem meiner Ahnen ganz besonders..." Mirna verhielt und ihr zorniger Ton schappte zu einem lauten Schluchzen um und ich fühlte, dass sie sich kurz an mich drückte, so als ob sie Trost suchte.
Ich bekam Mitleid mit ihr. Was auch immer in ihrer Vergangenheit geschehen war, es schien sie geprägt zu haben und sie kaltherzig und verbittert werden lassen. - Ich fühlte mich auf einmal sehr an Feuersee erinnert.

Blutnacht
"Was?", rief ich aus, als Gepardenschweif die Lage erklärt hatte. "Wir müssen ihnen helfen! Aber- Ginsterseele du gehst zum Lager zurpck! Ich möchte nicht, dass dir irgendetwas passiert."
Ich überlegte gar nicht weiter, sondern leckte Ginsterseele kurz über die Wange und spurtete danach direkt los.


--> Muro Ankunft
Muro
Ich sauste dorthin zurück, wo ich Habichtsturz und meine Schwester verlassen hatte und hoffte, dass ich nicht zu spät kommen würde. Mirna mochte Waldkatzen absolut gar nicht und hatte Habichtsturz nur widerwillig versorgt. Jetzt hoffte ich, dass sie ihn in meiner Abwesenheit nicht wieder auseinander genommen hatte.

Löwenfell
Ich folgte Muro und ignorierte Flammengeist weiterhin. Ich würde sie jetzt nur noch ignorieren! Langsam nahm ich auch Habichtsturz' Geruchsspur auf. Es roch nach Blut. Wahrscheinlich war mein Freund wie immer in Schwierigkeiten. Aber egal, ich würde ihm schon helfen.

Muro
"Das würde ich auch gerne mal wissen. Bist du ein Geist oder verliere ich bloß endgültig meinen Verstand?", gab ich die Frage einfach wieder an die rötliche Kätzin zurück, die wie aus dem Nichts aufzutauchen verstand.

Habichtsturz
Mirna jammerte jetzt schon eine ganze Weile vor sich hin, nun aber fand sie auch ihre Stimme wieder: "Katzen wie du haben schon immer auf uns hinabgeblickt. Und nur wegen euch sind wir so geworden, wie wir sind. Aber wir werden uns wieder erheben und euch zeigen, dass man das mit uns nicht machen kann. Aber weil du es bist und ich etwas Rücksicht auf meine Schwester nehme, werde ich es für dich ausnahmsweise ganz schmerzlos machen."
Mirnas Maul öffnete sich darauf langsam um meinen Hals. Ich spürte aber, dass selbst jetzt noch Tränen auf mich herabtropften.
Mit schwacher Stimme miaute ich: "Du musst das nicht tun, wenn du das nicht möchtest, Mirna. Niemand zwingt dich dazu, dass du tötest."
Dies quittierte Mirna damit, dass sie mich wieder freigab. Anscheinend hatte sie doch soetwas wie ein Gewissen?


Mirna
"Verstehe. Dann hoffe ich, dass Habichtsturz das Gleiche nicht auch noch passiert. Wir müssen uns beeilen!"