Otterzahn
Ich sah dem Treiben noch einen Moment zu und miaute schließlich: "Nun, ich werde ins Lager zurückgehen und nochmal nach meinen Jungen sehen. Wolkenstern erzähle mir später, wie das hier zu Ende gegangen ist."
Ich stand auf und lief zutück zum Lager.

---> Lager

Wolkenstern
Als sich Windpfote offensichtlich nicht befreien konnte, miaute ich: "Genug, ihr beiden. Ich bin sehr zufrieden mit euren Fortschritten."

Adlerpfote
"Na gut. Dann lasse ich meine schwache Schwester mal los!", schnurrte ich spöttisch und ging von Windpfote runter.

Wolkenstern
"Adlerpfote, sie ist deine Schwester! So etwas will ich nicht von dir hören!", knurrte ich warnend und gab Adlerpfote mit meinem Schweif einen festen Klaps.

Wolkenstern
"Gehen wir ins Lager zurück!", miaute ich und befahl Adlerpfote, mir den Weg zu zeigen. Ich sorgte sicherheitshalber dafür, dass er Windpfote nicht zu nahe kam.
Wolkenstern, Adlerpfote, Windpfote Lager

Otterzahn Ankunft

Otterzahn
Ich rannte aus dem Lager und verfolgte Wolkensterns und Adlerpfotes Spur. Wenn ich sie nicht rechtzeitig einholte, würde ich meinen Schüler entgültig verlieren. Das konnte ich nicht zulassen. Inzwischen verstand ich mich selbst nicht mehr und machte mir während ich durch den Wald rannte immer wieder Vorwürfe, dass ich Adlerpfote nicht hätte so schlecht reden sollen, wo ich ihn doch so sehr mochte.
Während ich lief fielen mir die vielen schönen Momente ein, die ich mit meinem Schüler erlebt hatte. Vom ersten Mal Laufen durch den Wald, zu seiner ersten Jagd, dem ersten Kampftraining, den Dauerläufen quer durch den Wald, das Überlebenstraining und, und, und.
Wieso hatte ich ihn also nun so schlecht gemacht und sah mich nicht mehr Willens ihn zu Ende auszubilden? Er mochte seine Schwester nicht, doch auch dafür hatte ich ihm seiner Zeit Verständnis entgegengebracht, als er mir erklärt hatte, warum das so war.
Nur... aus dieser Abneigung drohte Hass zu werden und aus seiner Begierde stärker zu werden, wurden Arroganz und Hochmut.
Das war es, was mir Angst machte. Ich wollte nicht schuld sein, wenn er kein Krieger wurde, auf den sein Vater hätte stolz sein können. Und schon gar nicht wollte ich-
Ich versuchte meinen Kopf frei zu bekommen.
Musste ich nicht grade jetzt Adlerpfote zur Seite stehen? Brauchte er nicht grade jetzt die Zuwendung und den Rat seines Mentors, statt dessen, dass sich dieser einfach abwandte?
JA! Genau so ist es! Adlerpfote ist MEIN Schüler!

Wolkenstern
"Zuerst werden wir jagen.", beschloss ich und ging mit ihm in die Moorebene. Als mich Adlerpfote fragte, warum Otterzahn nicht da sei, antwortete ich: "Er fühlt sich momentan nicht in der Lage dazu!" Als wir angekommen waren, erzählte ich: "Hier im Moor können nur die geschicktesten Jäger Beute machen. Ich weiß, dass du deine Schwester nicht leiden kannst, aber sie kann nun mal besser jagen als du." Als er wütend fauchte, antwortete ich: "Hier kannst du mir das Gegenteil beweisen." Danach nickte ich ihm zu und beobachtete meinen Sohn gespannt. Er tat sich ziemlich schwer im Moor und bereits drei Jagdversuche waren danebengegangen. "Gibst du auf?" fragte ich ihn. "Nein, oder glaubst du, dass ich dieses Problem nicht alleine lösen kann?", antwortete er und stürzte sich auf einen unaufmerksamen Vogel. Endlich hatte er ihn am Hals gepackt und biss zu. Nachdem er ihn vergraben hatte, ging er zu mir zurück. "An deinem Ehrgeiz ist nichts auszusetzen. Aber meinen Respekt musst du dir noch erarbeiten.", miaute ich und ging weiter. "Hä? Warum denn? Ich bin doch dein Sohn!" "Das bedeutet gar nichts. Aus dir wird noch ein geschickter Krieger, aber dein Verhalten ist nicht immer richtig. Und das weißt du genau."

Otterzahn
Ich folgte der Spur weiter und endlich wurde er intensiver und frischer. Wolkenstern hatte Adlerpfote ins Moor geführt und würde ihm wahrscheinlich hier die Feinheiten der Jagd beibringen. Ich lief weiter und endlich entdeckte ich Wolkensterns weißes Fell unweit vor mir. Adlerpfote konnte ich nicht entdecken. Er war wohl schon wieder auf die Jagd gegangen und zog irgendwo tiefer im Moorgebiet herum. Ich näherte mich Wolkenstern und schließlich trat ich offen auf ihn zu.
"Wolkenstern, wie schlägt sich Adlerpfote bisher?", fragte ich zunächst. Dann fügte ich dem hinzu: "Ich würde gerne das widerrufen, was ich vorhin im Bau gesagt habe. Das hätte ich vorhin schon tun sollen. Adlerpfote ist mein erster Schüler und ich möchte sein Training beenden. Bitte entschuldige, dass ich mich von Zweifeln habe so überrennen lassen. Adlerpfote ist ein wirklich einzigartiger Kater mit dem ich doch letztlich mehr Gutes als Schlechtes erlebt habe. Es war nicht richtig von mir ihn aufzugeben, nur weil ich das Gefühl hatte, dass ich es nicht schaffen würde ihn nicht richtig unsere Werte habe leren können. Das werde ich ihm auch so sagen, wenn du erlaubst, dass ich ihn weiterhin ausbilden darf."

Wolkenstern
"So? Jetzt auf einmal? Adlerpfote weiß nichts von dir. Ich habe es ihm nicht gesagt, weil ich gehofft hatte, dass du deine Meinung noch einmal überdenkst! Er jagt gerade und kommt gleich zurück. Dann wirst du mit ihm reden.", miaute ich mit einer Spur Überraschung in meiner Stimme. Ich hatte so eine Reaktion von ihm erwartet.

Otterzahn
"Tut mir wirklich Leid Wolkenstern. Vielleicht bin ich wohl noch etwas zu unerfahren, als dass ich mit Rückschlägen gut umgehen kann. Das musste ich heute erst lernen." Antwortete ich und setzte mich neben den Anführer. Jetzt hoffte ich bloß, dass Adlerpfote Verständnis für mein mäusehirniges Verhalten zeigte.

Adlerpfote
Ich konzentrierte mich stark auf die Jagd. Hier im Moor war es schwer, Beute überhaupt zu finden. Aber solch eine Ausrede würde Wolkenstern garantiert nicht gelten lassen. Also suchte ich weiter. Endlich sah ich eine Maus, die sich vorsichtig einer seichten Pfütze näherte. Ich musste diese eine Chance einfach nutzen! Also pirschte ich mich langsam an und sprang ab, als die Maus nur noch eine Schwanzlänge entfernt von mir war. Ich packte sie und tötete sie mit Leichtigkeit. Danach trottete ich zu Wolkenstern zurück und warf ihm die Maus vor die Pfoten. "Was habe ich noch zu lernen?", fragte ich Wolkenstern etwas eitel.

Wolkenstern
"Respekt und Selbstbeherrschung, mein Sohn. Aber dazu wird dir Otterzahn mehr erzählen!", miaute ich und ließ die beiden alleine.

Otterzahn
Ich schaute Adlerpfote fest an und begann schließlich: "Adlerpfote, ich muss dich zu allererst um Verzeihung bitten. Heute Morgen habe ich etwas getan, was ich zu tiefst bereue und es betrifft dich. Ich habe mit deinem Vater gesprochen und habe gesagt, dass ich dich nicht mehr trainieren möchte. Ich weiß im Nachhinein nicht mal, warum ich das getan habe, aber ich hatte zu diesem Zeitpunkt einfach Zweifel an mir und auch an dir. Du bist ein wirklich wunderbarer Schüler, aber ich musste jetzt mehrfach merken, dass du dich sehr arrogant und wenig respektvoll gegenüber anderen, insbesondere aber deiner Schwester gezeigt hast. Ich verstehe dich ja, aber... Ich habe wirklich Angst, dass deine Abneigung sich in Hass umwandelt und dass das irgendwann mal Folgen hat. Ebenso ist das mit deinem Ehrgeiz. Dagegen ist nichts zu sagen, aber denk mal an Tigerstern. Bei ihm hat das genauso angefangen wie bei dir jetzt. Verstehst du, dass ich Zweifel gehabt habe, ob ich dich richtig ausgebildet habe?" Ich ließ meinen Kopf hängen und sagte, als ich ihn wieder hob: "Ich habe jedoch nun meine Zweifel abgeschüttelt. Du bist mein Schüler und ich möchte dich weiter trainieren. Jedenfalls, sofern du das möchtest. Ach, und ganz egal ob du dich von mir trainieren lassen willst, oder von deinem Vater, du wirst ein großer Krieger werden."

Wolkenstern Lager

Adlerpfote
Ich war sprachlos. Wut, Trauer, Eifersucht und Angst spielten in meinem Körper wie verrückt. Mein eigener Mentor hatte meinem Vater wirklich gesagt, ich sei zu arrogant und könne eine Gefahr für den Clan sein. Dabei hatte ich Otterzahn doch immer vertraut... Ich hatte gedacht, dass er der beste Mentor aller Zeiten war. Aber jetzt war da einfach nur noch ein leeres Gefühl in meinem Magen. Als ob ich Windpfote jemals etwas antuen würde... Ich hasste sie zwar, aber sie war meine Schwester und ein Clanmitglied. Ich würde meine Zukunft sicher nicht wegen so einer Katze auf's Spiel setzen.
Ich schluckte schließlich meinen ganzen Ärger hinunter und miaute emotionslos: "Was muss ich noch lernen?" Plötzlich war wirklich alles so leer in mir. Ich hatte die Lebenslust verloren.